Die Corona Zeit ist für Schüler eine besondere Herausforderung. Dennoch bleibt Bildung eines unserer wichtigsten Güter, daher ist eine Kompensation der fehlenden Unterrichtseinheiten nicht nur im Sinne der Eltern, sondern auch im Sinne der Politik. Eine Milliarde Euro will Bildungsministerin Karliczek aufwenden, um Schüler mit Nachhilfe wieder auf den nötigen Lernstand zu bringen
(Diese Webseite wurde zuletzt aktualisiert am 13.12.2021)
Während der Corona Pandemie kam es zu vielen zum Teil harten Einschränkungen, die vor allem auch Kinder, Jugendliche und ihre Familien stark getroffen haben. Wann Einrichtungen der frühkindlichen und schulischen Bildung, Kinder- und Jugendhilfen sowie Freizeit- und Ferieneinrichtungen wieder ihren vollständigen Regelbetrieb aufnehmen, ist nach wie vor nicht absehbar. Fest steht, dass die Schulschließungen und das Fehlen von Präsenzunterricht erhebliche psychosozialen Belastungen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien bedeuten. Studien zufolge haben Schulschließungen außerdem bei bis zu einem Viertel aller Schülerinnen und Schüler zu deutlichen Lernrückständen geführt. Damit diese Belastungen bei Kindern, Jugendlichen und deren Familien keine langfristigen negativen Folgen haben, verhandelte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mehrere Wochen lang mit den Ländern über das "Aktionsprogramm Aufholen nach Corona", welches nun auf den Weg gebracht wurde. Es soll verhindern, dass sich soziale Ungleichheiten weiter manifestiert, und es jungen Menschen ermöglichen, ihre Bildungsziele zu erreichen und ihre Persönlichkeit frei entwickeln zu können. Karliczek verdeutlichte dies bei der Vorstellung des Programms zusammen mit Familienministerin Franziska Giffey: „Wir wollen erreichen, dass die Kinder und Jugendlichen durch die Pandemie keine Narben davontragen. Narben einerseits durch Lernrückstände und Unterrichtsausfall, aber auch, weil sie ihre Freunde über lange Zeit nicht treffen konnten, Sport nicht möglich war.“
Insgesamt 2 Milliarden Euro wird der Bund nun im Zuge des „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ bis 2022 aufwenden. Eine Hälfte der Unterstützung wird zum Abbau von Lernrückständen insbesondere in den Kernfächern Mathe, Deutsch und Fremdsprachen investiert. Die andere Hälfte wird zur Förderung frühkindlicher Bildung, für Freizeit-, Ferien- und Sportaktivitäten sowie für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Alltag und in der Schule bereitgestellt. Darüber hinaus erwartet die Ministerin aber auch, dass sich die Länder zumindest beim Abbau von Lernrückständen mit wertentsprechenden eigenen Beiträgen und Maßnahmen am Programm beteiligen.
Maßnahmen, die vom Bund im Rahmen des „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ beschlossen wurden, lassen sich in folgende vier Säulen unterteilen:
Bund und Länder arbeiten gemeinsam daran pandemiebedingte Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler durch gezielte Lernprogramme und Förderangebote aufzuholen. Dabei sollen auf bestehende Strukturen der Länder zurückgegriffen werden, da Schule und Bildung weiterhin in Deutschland Sache der Länder ist. Dabei stehen finanziellen Mitteln in Höhe von insgesamt 1 Milliarde Euro bis 2022 zur Verfügung. Bereits in den kommenden Sommerferien sollen die Länder Sommercamps und Lernwerkstätten zum Aufholen der Lernrückstände aus dem letzten Schuljahr ermöglichen. Ab Schulbeginn sollen dann pandemiebedingte Lernrückstände in den jeweiligen Kernfächern und Kernkompetenzen abgebaut werden. Möglichst einzeln oder in Kleingruppen, um Kontinuität bei der Betreuungsperson zu gewährleisten. Auch sog. „Drehtür-modelle“ (Wechsel zwischen Unterricht in der Klasse und Individualförderung) sind hier denkbar. Dabei sind Kooperationen des Bundes und der Länder mit Stiftungen, Vereinen, Initiativen, Volkshochschulen und kommerziellen Nachhilfeanbietern essenziell, um die enorme, aber notwendige, Personalkapazität zu stemmen. Außerdem können pensionierte Lehrkräfte und Lehramtsstudierende bei dieser Initiative eingesetzt werden. Besonders kommerzielle Nachhilfeinstitute können hier eine Schlüsselrolle einnehmen, da sie bereits über die nötigen Kapazitäten, Infrastruktur und Ressourcen verfügen, um Lernrückstände bei einer Vielzahl von Schülerinnen und Schülern effektiv zu beseitigen.
100 Millionen Euro werden aufgewendet, um in ganz Deutschland insgesamt 1.000 neue Sprach-Kitas in das Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ aufzunehmen. Vor allem Kinder, die sprachlich förderbedürftig sind und meist aus sozial schwächer gestellten Familien stammen, profitieren von dieser Maßnahme. Weitere 50 Millionen Euro investiert die Bundesregierung in die Bundesstiftung Frühe Hilfen, die Familien mit Kindern unter 3 Jahren mit Sprach- und Ernährungsbildung für Eltern unterstützt.
Während der Pandemie litten Kinder, Jugendliche und ihre Familien nicht nur unter den Folgen der Schulschließungen, sondern auch unter Beschränkungen der sozialen Kontakte, etwa in der Freizeit oder beim Sport. Daher sollen sportliche und kulturellen Bildungsangebote gefördert und Möglichkeiten zur Erholung, durch verstärkte und vergünstigten Ferienfreizeit-, Begegnungs- und Bewegungsangeboten, geschaffen werden. Zuschüsse von insgesamt 530 Millionen Euro kommen dabei hauptsächlich Vereine, Verbände und Organisationen zugute, die Wochenendfreizeiten sowie Jugendbegegnungen und Angebote zur Demokratiebildung anbieten. Des Weiteren werden außerschulische Bildungsangebote, -programme und -einrichtungen, wie z.B. Lernort Labor (LeLa), mit 50 Millionen Euro unterstützt, um Kindern und Jugendliche außerschulischen Zugang zu Bildung in Naturwissenschaften, Sprachen, Wirtschafts- und Politikwissenschaften zu ermöglichen. Zu guter Letzt erhalten ehrenamtliche und bürgerschaftliche Einrichtungen für die Förderung von Kindern, Jugendlichen und Familien bis 2022 Zuschüsse in Höhe von 30 Millionen Euro.
Schließlich legt die Bundesregierung auch einen Fokus darauf, soziale Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu stärken, um sie bei der Bewältigung der Corona Pandemie und ihren Folgen zu unterstützen. Dazu stellt sie bis 2022 insgesamt 320 Millionen Euro zur Verfügung. In Sommercamps und an Schulen sollen vermehrt Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter zum Einsatz kommen. Darüber hinaus wird es Studierenden und Hochschulabsolventinnen und -absolventen ermöglicht als Mentorinnen und Mentoren für Schulkinder eingesetzt zu werden. Gleiches gilt für Freiwilligendienstleistenden.